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VIETH

auf Poel von 1695 bis 1933

Die auf Poel inzwischen ausgestorbene Poeler Familie Vieth geht zurück auf den um 1660 geborenen Carl Diederich Vieth. Dieser kam damals von ausserhalb nach Poel und übernahm nach Angaben in alten Quellen am 24. Juni 1695 in Malchow die Hofstelle des Hausmanns Hans Prien. Verheiratet war er mit Catharina Evers, Tochter aus einer alteingesessen Poeler Familie. Aus dem Inventarium von 1697 erfahren wir folgendes über ihn:  “Carl Viet, Baumann, deßen Frau Catharina Evers, haben 1 Kind Maria ins 3. Jahr; Vieh: 8 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 4 Kühe, 8 Schafe, 12 Schweine. Daß Hauß von 8 Verbundten in ziembl: Stande, die Scheüne von 7 Verbundten schlecht, daß Backhauß ziembl: Hat 3 Hufen Landes.” 

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Das ehemalige Wohnhaus der Familie Vieth in Malchow

Den Malchower Hof bewirtschaftete die Familie Vieth über sieben Generationen, bis der letzte Besitzer, Andreas Vieth (Sohn von Carl Vieth) den überschuldeten Hof im Jahr 1926 an seinen Vetter und Nachbarn Dr. Hans Lembke verkauft. Der Hof wird somit Teil des Lembke´schen Landguts Malchow. Der unverheiratete und kinderlose Andreas war auch der letzte Vieth auf Malchow. Mit seinem Tod im Jahr 1933 erlosch das Geschlecht auf Poel. Oben auf dem Bild sehen wir das ehemalige Wohnhaus der Familie Vieth in Malchow. Der Hof III war ursprünglich ein Dreiseitenhof, von dem heute (2020) nur noch die von der Straße aus gesehen rechte große Scheune steht.

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Grabsteine auf dem noch erhaltenen Erbbegräbnis der Familie Vieth auf dem alten Friedhof in Kirchdorf, Stand 2020

Die Andreas Vieth´sche Stiftung

Die beiden bekanntesten Vertreter der Familie Vieth waren aber wohl die Brüder Andreas (1837-1885) und Heinrich Vieth (1839-1911). Andreas heiratete 1880 in Mummendorf Luise, die Tochter des Zarfzower Gutspächters Heinrich Burmeister. Das Paar zog darauf nach Zarfzow. Doch das Familienglück stand unter keinem guten Stern, denn Andreas Vieth starb schon 1885 und seine 1882 geborene Tochter Elisabeth starb fünfjährig 1887 an Diphterie. Die junge Witwe Luise heiratete zwei Jahre später ihren Schwager Heinrich, den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Dieser war zu jener Zeit Pächter von Oertzenhof. Doch diese Ehe blieb kinderlos und Heinrich Vieth siedelte einige Jahre später mit seiner Frau nach Wismar über. Das Schicksal seiner Nichte, die 187 an Diphterie erkrankte und starb, bevor ein Arzt aus Wismar zur Stelle war, veranlasste ihn, sein 1898 in Kirchdorf erbautes Wohnhaus einem Arzt als Praxis- und Wohnhaus zur Verfügung zu stellen. Denn noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es keinen dauerhaft ansässigen Arzt auf der Insel. Ärztliche Hilfe musste ggf. vom Festland geholt werden und nicht immer kam diese Hilfe auch rechtzeitig. Die Versuche der Poeler Gemeinde einen Arzt dauerhaft auf der Insel anzusiedeln scheiterte mehrfach daran, dass diesem einfach kein geeigneter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden konnte.  Im Jahr 1906 vermachte Vieth sein Wohnhaus testamentarisch als „Andreas Viethsche Stiftung“ der Gemeinde Insel Poel. Zweck der Stiftung war laut Testament:

 ,,…der Gemeinde Poel die Haltung eines Gemeindearztes zu erleichtern. Das Haus und der Garten soll unter keinen Umständen zu einem anderen Zweck benutzt oder eingerichtet werden. Der dazu gehörige Acker darf nicht bebaut werden, da es mein Wunsch ist, dass das Wohnhaus stets eine freie Lage behält. Die Gemeinde Poel ist verpflichtet, das Haus und die dazugehörigen Anlagen stets in einem guten Zustand zu erhalten. Der Gemeindearzt ist berechtigt, einen Teil der Wohnung an Badegäste oder ordentliche stille Leute zu vermieten. Jedoch ist eine Vermietung an Gastwirte oder Kaufleute mit offenen Verkaufsräumen streng untersagt. Sollte auf Poel während eines längeren Zeitraumes kein Gemeindearzt vorhanden sein, so ist die Gemeinde berechtigt, das Haus anderweitig an ordentliche Leute zu vermieten“

Wesentlicher Zweck der Stiftung heute: „Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen, die nur geringe Einkünfte haben und auf fremde Hilfe angewiesen sind. Dies erfolgt im Rahmen gemeinnütziger, mildtätiger Vorhaben für die Gemeinde Insel Poel.“

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  Das ehemalige Wohnhaus von Heinrich Vieth in Kirchdorf - das als Andreas Vieth´sche Stiftung viele Jahrzehnte Poeler Ärzten als Praxis und     Wohnung diente. Heute beherbergt das nun als “Mehrgenerationenhaus” genutzte Anwesen u. a. den größten Verein der Insel “Poeler Leben”.

Die Geschwister Vieth

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Andreas (1837-1885)                Heinrich (1839-1911)                     Elise (1841-1920)                       Maria (1843-1920)                        Carl (1845-1916)

Andreas Vieth war Gutspächter in Zarfzow und der Namensgeber der oben beschriebenen Stiftung, sein Bruder Heinrich war Domänenpächter von Oertzenhof und der Stiftungsgründer. Schwester Elise war unverheiratet und lebte zuletzt in Wismar. Schwester Maria heiratete später den Malchower Erbpächter Johannes Lembke und war die Mutter des Pflanzenzüchters und späteren Professor Dr. Hans Lembke. Bruder Carl Vieth übernahm den elterlichen Hof - sein Sohn Andreas war der letzte Vieth auf Malchow.

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