Poeler Familiennamen

ihre Herkunft und Bedeutung

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Jeder von uns hat einen, doch die meisten schenken ihm normalerweise kaum Beachtung: Der Familienname. Auf die allgemeine Herkunft und Bedeutung der Familiennamen soll deshalb hier einmal kurz eingegangen werden. Denn die Onomastik, also die Namenforschung ist als Teildisziplin der Linguistik eine echte Wissenschaft für sich!

Schon in ältesten Urkunden werden Namen von Personen genannt, anfangs nur ein Name (der Rufname), später, ab etwa dem 12. Jahrhundert, kamen dann Namenszusätze (Beinamen) hinzu, weil die Siedlungen wuchsen und ein Name nicht mehr ausreichte, eine Person eindeutig zu kennzeichnen. Aus diesen Beinamen entwickelten sich dann schließlich die Familiennamen. Diese Entwicklung vollzog sich zuerst in den schnell wachsenden Städten und etwas später auch auf dem Land. Die Familiennamen waren noch lange Zeit nicht fest und so schrieb, wer schreiben konnte, seinen und die Namen der anderen so, wie er sie verstand. Das galt für die Namensträger ebenso wie die Amtspersonen, die die Namen in den Verträgen, Protokollen und Urkunden niederschrieben. Die Festschreibung und damit die Verbindlichkeit der Familiennamen geschah erst mit der Einführung der Standesämter. In Mecklenburg war das im Jahr 1875.  Im folgenden sind hier die verschiedenen Familiennamentypen genannt und, falls erforderlich, kurz erklärt. Alle aufgeführten Namen gab oder gibt es auf Poel:

I. Familiennamen, die sich aus Vornamen entwickelt haben:

a) heimische Namen wie Anders (von Andreas), Evers (von Eberhard, Everhard), Henning, Lembke (Koseform v. Lambrecht) oder Peters.

b) fremde Namen wie Larsson, Nielsson, Petterson (d.h. skandinavisch: Sohn des Lars, Sohn des Nils usw.).

II. Familiennamen nach der Herkunft:

a) nach der Stammeszugehörigkeit, einem Land oder einer Landschaft, wie Wendt (d.h. vom Stamm der Wenden), Beyer (aus Bayern), Freese (aus Friesland), Holst (aus Holstein), Hesse (aus Hessen), Mecklenburg (selbsterklärend) oder Westphal (aus Westfalen).

b) nach Ortsnamen wie BernittCalsowGagzow, GramkowMetelmann (aus Meteln), MirowSteinhagen oder Bielefeldt.

c) Wohnstättennamen wie Langhoff, Lehmkuhl (Wohnort an der Lehmkuhle), Koppelmann, Barg, Buchholz (Wohnort am Buchengehölz).

d) Häusernamen, für die ich auf Poel bisher noch keine Beispiele gefunden habe.

III. Familiennamen aus Berufsbezeichnungen (sog. Berufs- und Berufsübernamen):

a) Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei wie Fischer, Meyer, Neubauer, Schäfer, Köhler.

b) Nahrungsgewerbe wie Müller bzw. Möller, Becker, KochGrützmacher.

c) Metallverarbeitung wie Schmidt, Stahl, Klinger, Messerschmidt oder Kandler (der Kannenmacher bzw.- gießer).

d) Holzverarbeitung wie Wagner  oder Wegener (beides meint den Wagenmacher).

e) Lederherstellung und –verarbeitung, Textil- und Bekleidungswesen wie GerberSchneider oder Schomaker.

f) andere Berufe wie T(h)egler (der Ziegler)

IV. Familiennamen aus Übernamen:

a) Körperliche Kennzeichen oder Körperteile wie Bruhn (=Braun=braune, sonnengegerbte Haut), Groß, Groth und Lange (für den  Hochgewachsenen), Kruse (für den Lockenkopf), Scheel (für den Schielenden), Hinckfoot (für den Hinkenden), , Klein, Fett (selbsterklärend), Schwarz (für den Schwarzhaarigen) oder Schön.

b) Geistige und charakterliche Eigenschaften, Gewohnheiten, Sprechweise wie Freude oder Dumm.

c) Verwandtschaft, Alter, Geschlecht, Beziehungen der Menschen zueinander wie Ohlschwager.

d) Weltliche und geistige Würdenträger wie Bischof, Richter, Schulz, Burmeister oder Vogt bzw. Vagt (in Diensten bei diesen o. eigenes Amt).

e) Tiere oder Körperteile von Tieren wie Hase, Duwe (=Taube), Voß (=Fuchs, meint hier den Rothaarigen).

f) Pflanzen, Pflanzenteile oder Früchte wie RoseGrünrose oder Weidemann.

g) Zeitbestimmungen oder meteorologische Erscheinungen wie FreitagWinter, Sommer und Herbst.

Familiennamen sind aber auch noch aus einem anderen Grund spannend. Denn neben den oben aufgeführten Beispielen, die sich alle noch mehr oder weniger leicht deuten lassen, gibt es noch etliche Namen, deren Bedeutung sich auf den ersten Blick nicht erschließt, weil wir heute die der Namensbildung zugrundeliegenden Wörter und deren Bedeutung gar nicht mehr erkennen bzw. kennen. Zugleich sind solche Namen auch kleine "Zeitkapseln", durch die sich eben solche Begriffe und Bedeutungen bis heute erhalten haben:

Bei Bliemeister geht es gleich kriegerisch zu, denn in diesem Namen finden wir den Bliedemeister, mittelniederdeutsch "Blîdemester" und der meint den Befehlshaber einer Steinschleudermaschine! Wer Dröse heißt, muss damit leben, dass der einstige Namensgeber wohl ein mürrischer und verdrießlicher Mensch gewesen ist. Der Name  Dührkoop hat nichts mit einem dürren Haupt zu tun, sondern ist die niederdeutsche Version des Namens "Teuerkauf". Hier wird die Bedeutung schon klarer: Ein Händler, bei dem man teuer einkauft. Beim Namen Kofahl käme wohl den wenigsten zuerst der Schmied in den Sinn. Doch dieser Name geht auf das polabisch, pomoranisch bzw. altsorbische "koval" zurück und meint den Schmied. Das polnische Pendant zu Kofahl ist übrigens der Name Kowalkski - man erahnt den gemeinsamen Ursprung beider Namen. Köhn geht auf die Kurzform von Konrad zurück und in Lockenvitz ist keine Belustigung über eine Frisur zu sehen, sondern der gleichnamige Ort auf der Insel Rügen. Manfraß ist ein "Männerfresser" und meint den furchterregenden Krieger im Gefecht, der seine Gegner "frißt". Der Name Post hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Postwesen zu tun, sondern lässt auf dem zugrunde liegenden Wort "Pfosten" auf einen Zimmermann schließen. Ein Reipschläger weist nicht auf einen prügelnden Zeitgenossen hin, denn in diesem Namen steckt das mittelniederdeutsche Wort "rēpslēger" bzw. "reipslēger", dass auf einen ein Handwerker verweist, der die großen Schiffstaue fertigt. Man denke hier auch an die Hamburger Reeperbahn! In Rust kann man den Rüstmeister erkennen, also jener, der in grauer Vorzeit für das Rüstungszeug zu sorgen hatte. Bei Schröder käme man wohl auch nicht sofort darauf, dass sich dahinter zumeist der Beruf des Schneiders verbirgt! Denn das Wort "Schröder" kommt vom niederdeutschen "schrôden" für „schneiden“. Menschen mit Namen Sengpiel haben sich natürlich nichts angesengt. Vielmehr stecken hier "seng-" als mittelniederdeutsches "senken", "versenken" und das mittelniederdeutsche "pīl", also der Pfeil oder die Pfeilspitze dahinter. Das ganze ist dann ein sogenannter Satzname und heißt "versenke [den] Pfeil" und meint den Bogenschützen.  Der Name Settgast hat auch nichts mit einem Gast zu tun, der einfach nicht gehen will und sitzen bleibt - vielmehr versteckt sich dahinter der Marktbeamte, der wohl die Preise überwachte oder festlegte. Denn "sette-gerste" bzw. "sette-garste" bedeutet "Setze den Preis für Gerste fest".

Manche Namen haben das Geheimnis ihrer Bedeutung und Herkunft bis heute nicht preisgegeben. So rätsele ich unter anderem immer noch an den Namen Baale, Facklam, Haland und Saufklever.

Zu den ganzen bisher genannten Namen gesellen sich dann noch jene, die durch Zuwanderung, Flucht und Vertreibung in den Jahrhunderten aus teilweise recht entfernten Gegenden auf Poel Eingang fanden. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg kamen neue, fremd klingende Namen nach Poel wie z.B. Breidenmoser und Paderhuber. Die Träger dieser beider Namen kamen durch die Flucht aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, in diesem Fall Ostpreußen, nach Poel. Doch auch nach Ostpreußen mögen diese Namen nicht so richtig passen, wahrscheinlich sind deren Vorfahren einst als Glaubensflüchtlinge aus Österreich nach Ostpreußen gekommen. Weitere Namen, die ihren Ursprung in den ehemaligen Ostgebieten haben und  nach dem Zweiten Weltkrieg (tw. aber auch schon davor) nach Poel kamen, sind z.B. Brandenburg, Daberkow, Falkuß, FraedrichGurtowski, Jahnke, Kägler, Labs, Loose, Lünse,  Manthey, Markl, MarondePagallies, Pankratz, Rosenau, Schmallowsky, Thomassek, Zehr, Zemke, Zywietz, um nur einige zu nennen.

Man sieht: Familiennamen bergen maches Geheimnis und bringen bei ihrer Deutung die eine oder andere Überraschung mit sich.

Ausführlichere Angaben zur Geschichte und Herkunft den alteingesessenen Poeler Familien findest Du hier!


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