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Die Landwirtschaft

Allgemeines

Seit dem Beginn der Besiedelung spielt die Landwirtschaft auf Poel eine wichtige - wenn nicht die wichtigste Rolle. Anfangs siedeln noch Slawen auf der Insel. Sie bearbeiten ihre Felder mit einem einfachen Hakenpflug und züchten Haustiere. Um 1200 kommen deutsche Siedler auf die Insel. Sie bringen die Mehrfelderwirtschaft und den Bodenwendepflug mit. In den folgenden Jahren entstehen die ersten Dörfer, das Land wird auf- und zugeteilt und jedes Dorf bekommt seine eigene Feldmark, also die zum Dorf gehörigen Ackerflächen. Von dieser Zeit wissen wir jedoch nicht allzu viel. Doch spätestens mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und der Abtretung Poels an Schweden nimmt auch die landwirtschaftliche Entwicklung auf Poel einen etwas anderen Weg als auf dem mecklenburgischen Festland. Die im Jahr 1650 erlassene Gesindeordnung verankert 1654 erstmals die Leibeigenschaft in Mecklenburg gesetzlich, die Bauern werden zu Leibeigenen und dadurch Bestandteil des Gutes. Sie können mit ihm verkauft werden und sind zudem aller ihrer persönlichen Freiheiten beraubt. Doch die Poeler Bauern trifft dies nicht, denn sie sind als Schwedische oder Lübische Untertanen davon nicht betroffen. Poel ist Ausland.

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Situation der Landverteilung am Ende des 17. Jhdts. auf Poel, basierend auf der Karte der Schwedischen Landesaufnahme von 1698

Nach dem Dreißigjährigen Krieg liegen viele Poeler Bauernstellen wüst. Diese Stellen legen sich die verbliebenen Poeler Bauern zu ihren Höfen, die sich dadurch zum Teil erheblich vergrößern. In den folgenden Jahrhunderten bilden sich auf Poel zudem Gewohnheitsrechte heraus, die auch nach der Rückkehr der Insel an Mecklenburg im Jahr 1803 von den Insulanern zäh und letztlich mit Erfolg verteidigt werden.

Es gäbe noch viel zu erzählen über das Entstehen, Werden und Vergehen von dörflichen Strukturen, Anbaumethoden, Ackerbau, Feldfrüchten, Büdneransetzungen, Erbpachtverträgen, Kriegen, Not und Wohlstand, Kontinentalsperre und Getreidepreisen und nicht zuletzt von der Bodenreform, der Enteignung der großen Poeler Bauern und sonstigem. Doch die Landwirtschaft ist alles andere als mein Spezialgebiet und so überlasse ich dieses Thema lieber denen, die davon bessere Kenntnis haben als ich. Daher an dieser Stelle wirklich nur ein ganz bisschen Allgemeines … 

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Wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann in der sowjetischen Besatzungszone die sogenannte "Demokratische Bodenreform". Ziel dieser Reform war es, sämtliche Landwirtschaftsbetriebe über 100 Hektar und alle Betriebe von Nazis und Kriegsverbrechern entschädigungslos zu enteignen. Der so frei werdende Grundbesitz sollte zunächst einem Bodenfonds übertragen werden, der das Land in Flächen von fünf bis zehn Hektar aufteilt und an Neubauern vergibt. Die Bodenreform sollte aber nicht nur den Mittellosen helfen, sondern auch ein deutliches Signal sein: Die politische Elite auf dem Land, die vielfach das Hitler-Regime unterstützt hatte, sollte vollständig entmachtet werden. Bei den großen Betrieben mit mehr als 100 Hektar spielte jedoch das politische Verhalten gar keine Rolle. So traf alle Großgrundbesitzer dasselbe Schicksal. Enteignet wurden nämlich neben Anhängern des Nazi-Regimes auch deren Gegner. Nicht nur Gutsbesitzer, die ihre Mitarbeiter ausgebeutet, sondern auch solche, die faire Arbeitsbedingungen geschaffen hatten. Die Gutsbesitzer wurden nach ihrer Enteignung von ihrem Besitz vertrieben und durften sich erst in einem Abstand von mindestens 30 Kilometer von ihrem einstigen Gut entfernt wieder niederlassen, dort leben und arbeiten. Viele von ihnen flohen daraufhin in die westlichen Besatzungszonen. In Mecklenburg begann die Bodenreform am 27. September 1945.

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Auf Poel wurden folgende Gutsbesitzer und Großbauern entschädigungslos enteignet und von ihren Gütern vertrieben:  Joachim Kleingarn (Brandenhusen),  Kurt Schulz (Fährdorf), Gustav Wegener (Gollwitz), Saatzucht Dr. Hans Lembke (Malchow, mit weiteren Besitzungen in Gollwitz und Niendorf sowie das Gut Christinenfeld bei Klütz), Paul Maertens (Neuhof-Seedorf), Hanna Tiessen (Oertzenhof), Hartwig Poppelbaum (Timmendorf), Anna Evers (Timmendorf), Hans Steinhagen (Vorwerk-Kaltenhof), Anges Steinhagen (Wangern) und Gerhard Eggers (Weitendorf-Hof).

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